Zu Beginn der Entwicklung modularer Baukästen mit Kunden stellen wir fest, dass es in den Unternehmen unserer Kunden und bei deren Mitarbeiter bereits eine Vorstellung davon gibt, was Modularität und Modularisierung ist. Genau genommen gibt es eine Vielzahl von Vorstellungen, die sich zwischen Abteilungen, zwischen Entwicklungsteams und auch zwischen einzelnen Mitarbeitern innerhalb eines Teams unterscheiden.
Da bei einer modularen Produktentwicklung schon früh viele Abteilungen einbezogen werden (z.B. Entwicklung, Vertrieb, Produktmanagement & Produktion), haben es wir auch mit einer Fülle von Vorstellungen und Erwartungen an die Begriffe Modularität und Modularisierung zu tun. Diese sind meist nicht deckungsgleich, das erschwert die Kommunikation insbesondere in der Anfangsphase des Modularisierungsprojekts.
Wir gehen bei der Entwicklung eines Baukastens, wie in der Grafik gezeigt ist, in 5 Schritten vor. Der erste Schritt ist hierbei die Definition der Zielsetzung für den modularen Baukasten. Das Vorgehen und die Ergebnisse der darauffolgenden Schritte sind in starkem Maße von der Zielsetzung abhängig. So muss z.B. der Modulschnitt zu den Zielen des modularen Baukastens passen und wird für das Ziel der Entwicklungszeitreduktion anders aussehen als für das Ziel der Re-Use-Maximierung.
Die Umstellung hin zur Entwicklung und Produktion auf Basis eines modularen Baukastens ist eine tiefgreifende Veränderung für das gesamte Unternehmen. Wenn dieser Veränderung eine ungenaue Definition von Zielen und Begrifflichkeiten vorausgeht, ist schnell zu beobachten, dass das Modularisierungsprojekt zur Projektionsfläche für verschiedenste Erwartungen, Ziele, Wünsche und Befürchtungen wird.
Um dies zu vermeiden muss zu Beginn des Projekts eine klare Zielvorstellung für den modularen Baukasten entworfen werden, welche alle Beteiligten abholt und für das Thema begeistert. Eine solche Zielvorstellung muss auf einer gemeinsamen Vorstellung von Modularisierung und Modularität basieren.
Leseempfehlung: Eine gemeinsames Vokabular ist ein erster Schritt, lesen Sie hier was noch zur organisatorischen Verankerung eines modularen Baukastens gehört.
Im Kontext der modularen Produktentwicklung gibt es eine Reihe von Begriffen, die einer genaueren Definition bedürfen, einige wollen wir Ihnen hier vorstellen.
Modularität:
Häufig wird Modularisierung mit Standardisierung gleichgesetzt, obwohl die Wiederverwendung von Komponenten nur eines der 5 Attribute (siehe Übersichtsgrafik) zur Beschreibung der Modularität eines Produktes ist.
Plattformen:
Auch die Begriffe Plattform und Baukasten werden oft vermischt, ohne zu beachten, dass es sich um komplementäre, aber unabhängige Entwicklungsstrategien handelt. Es ist also zu klären, ob eine Plattform, ein Modulbaukasten oder eine modulare Plattform angestrebt wird.
Komplexität:
Im Rahmen von Modularisierung wird häufig Komplexitätsreduktion gefordert. Eine ambivalente Forderung, da sie eine klare Definition des Komplexitätsbegriffes im spezifischen Unternehmens- und Produktkontext voraussetzt, die jedoch meist nicht gegeben ist.
Für die hier genannten Begriffe gibt es verschiedene wissenschaftliche Definitionen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass Unternehmen meist ganz eigene Begriffswelten haben, so dass ein Vokabular für die Entwicklung modularer Baukasten an den Unternehmens- und Produktkontext angepasst sein muss.
Um Ihnen zu helfen ihr eigenes Modularisierungs-Wörterbuch zu entwickeln bieten wir Ihnen hier einen kleinen Guide mit gängigen Definitionen zu den Begriffen Modularität, Plattform und Komplexität zum Download an:
Senior Consultant
ingo.bogemann@modularmanagement.com
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