Um ihre Unternehmensprozesse korrekt steuern zu können, sollten Firmen in der Lage sein, Produktinformationen effizient zu steuern und zu verwalten. Dazu gehören nicht nur die Informationen in Produktentwicklung und Produktion, sondern auch die Daten, die entlang der ganzen Wertschöpfungskette benötigt werden.
Das Problem hierbei ist, dass die Produktinformationen in den verschiedenen internen IT-Systemen (z. B. CPQ, PLM und ERP) nicht durchgängig und einheitlich dokumentiert sind. Stattdessen sind sie basierend auf den Nutzen und Anforderungen der jeweiligen Abteilung separat beschrieben, gespeichert und organisiert.
Fragmentierte, inkonsistente Datenmodelle, die voneinander unabhängig verwaltet werden müssen, erschweren das Treffen von Entscheidungen und wirken sich negativ auf die Effizienz der Prozessabläufe entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus. Zu den negativen Effekten eines schlechten Informationsmanagements gehören unnötige Mehrarbeit, Fehler bei der Datenübertragung, längere Entwicklungs- und Durchlaufzeiten sowie erhöhte Kosten.
Um selbst komplexe Produktportfolios auf eine effiziente Art und Weise zu verwalten, braucht es ein einheitliches Produktinformationsmodell, das für alle Abteilungen verbindlich ist und einen standardisierten Informationsfluss ermöglicht. In diesem Blog-Artikel erklären wir Ihnen, wie ein solches Produktinformationsmodell aussehen muss, welchen Nutzen Unternehmen dadurch erreichen können und was es bei der Entwicklung eines solchen Modells zu beachten gilt.
Um besser nachvollziehen zu können, was genau ein einheitliches Produktinformationsmodell ist, wollen wir uns zunächst einmal ansehen, was in diesem Zusammenhang unter der Wertschöpfungskette im Unternehmen zu verstehen ist.
Unternehmen umfassen verschiedene Abteilungen. In Hinblick auf die Verwaltung des Produktportfolios sind das die F&E-Abteilung, das Produktmanagement, der Vertrieb und die gesamte Lieferkette (Einkauf, Logistik Produktion/Fertigung).
Wie in der Grafik dargestellt, sind die verschiedenen Unternehmensbereiche häufig in Silos organisiert und voneinander abgegrenzt. Das erschwert den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen, weil für die Weitergabe von Informationen kein einheitliches Modell zur Verfügung steht. Die Folge ist, dass interne Prozesse nicht reibungslos ablaufen können und es zu Verzögerungen kommt.
Möchte das Produktmanagement beispielsweise ein neues Produktfeature einführen, kann es sein, dass es bei der Informationsweitergabe an nachgeschaltete Abteilungen wie Vertrieb oder die mit der Ausführung beauftragte F&E-Abteilung zu Missverständnissen kommt. Sind die Abteilungen hinsichtlich anstehender Produktvorhaben nicht auf demselben Nenner, führt das zu Unstimmigkeiten, die die Einführung des neuen Features verzögern und im schlimmsten Fall dazu führen, dass die falschen Lösungen entwickelt werden und die Kunden mit dem Produkt unzufrieden sind.
Die Alternative ist ein einheitliches Produktinformationsmodell, das Informationen so organisiert und aufbereitet, dass sie von allen Abteilungen verstanden werden. Diese einheitliche Informationsaufbereitung bildet die DNA der Produktarchitektur. Die zentrale Grundlage hierfür liefern die verschiedenen Modulvarianten, die in einem modularen Baukastensystem organisiert sind.
In einem durchgängigen Informationsmodell sind die Modulvarianten die einheitliche Basis, die in allen abteilungseigenen Systemen gleich ist. Im Modell sind sie allerdings so dargestellt, wie es für die Arbeitsweise der jeweiligen Abteilung sinnvoll ist. Das bedeutet, dass die Darstellung an die Anforderungen des jeweiligen IT-Systems wie CAD, CPQ oder ERP angepasst ist, damit jede Abteilung auf dem gleichen Informationsstand ist.
Leseempfehlung: Hier lesen Sie, wie das passende Informationsmodell für Produktkonfiguration aussieht.
Ein einheitliches Produktinformationsmodell schafft den Übergang von einer fragmentierten, in Silos organisierten Datenstruktur hin zu einer gemeinsamen Informationsbasis, die von allen Abteilungen verstanden wird und problemlos genutzt werden kann. Welcher Nutzen sich dadurch für das Unternehmen ergibt, wollen wir anhand von drei Beispielen aus den einzelnen Abteilungen verdeutlichen.
Die F&E-Abteilung nutzt häufig verschiedene Software-Tools, um eine Produktarchitektur zu entwickeln, mit der das Produktmanagement und die Produktion arbeiten können. Die dazu notwendigen Informationen auf der Ebene der einzelnen Teile zu harmonisieren, stellt die F&E vor große Herausforderungen, weil die Anforderungen und Darstellungsweisen sehr unterschiedlich sind. F&E oder die Konstruktion benötigen einen funktionalen Blick auf das Produkt, während im Vertrieb oder der supply chain ein anderer Blick aufs Produkt benötigt wird.
Der Zugriff auf ein gemeinsames Informationsmodell erleichtert die Arbeit der F&E-Abteilung, weil die einheitlich definierten Modulvarianten eine flexible Basis für verschiedene Darstellungsformen in unterschiedlichen Systemen liefern. Die Granularität der Darstellung kann an die Anforderungen des jeweiligen Systems angepasst werden, ohne dass zentrale Informationen, auf die jede Abteilung Zugriff haben muss, dabei verloren gehen.
So wird es beispielsweise möglich, im CAD-System Module und Komponenten funktionsorientiert darzustellen und zu verwalten, während im PDM-System der Fokus auf einer eindimensionalen Darstellung liegt, die für die Komponentenverwaltung besser geeignet ist.
Eine der zentralen Herausforderungen für die Produktion und den Einkauf ist es, der von den Kunden gestellten Anforderung nach einer möglichst hohen Flexibilität nachzukommen und gleichzeitig für kurze Lieferzeiten zu sorgen und die Time-to-Market (TTM) zu reduzieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ein möglicher Ansatz, um dieses Problem zu lösen, besteht darin, Module nicht nur als Komponenten, sondern als Prozessschritte zu sehen. Lassen Sie uns das am Beispiel eines Getriebegehäuses verdeutlichen. Die Getriebeausgangswelle ist das Bauteil, das am meisten Flexibilität erfordert, weil hier die Schnittstelle zum Kunden besteht, die mit dem restlichen Produkt integriert werden muss.
Um zu verhindern, dass es durch die Ausdifferenzierung dieses Bauteils zu Verzögerungen der Liefergeschwindigkeit kommt, können hier zwei verschiedene Module verwendet werden: einmal eine halbfertige Antriebswelle, die von unterschiedlichen Kundenanforderungen unberührt bleibt, und einmal ein Anschlussknoten, der in unterschiedlichen Versionen eingebaut werden kann und so die Kompatibilität mit verschiedenen Produktausführungen gewährleistet.
Hierbei ist zu beachten, dass es sich bei diesen Modulen nicht um physische Teile, sondern um Fertigungsschritte handelt. Dies ist möglich, solange verschiedene Modulsichtweisen auf die gleiche Datenbasis zugreifen. Mit einem einheitlichen Informationsmodell können diese zusätzlichen Informationen angegeben und systemspezifisch ausgespielt werden. Die Modulvariante bleibt dabei die unterliegende Grundstruktur, die über alle Systeme hinweg identisch ist.
Leseempfehlung: Mehr zum Nutzen eines einheitlichen Informationsmodells für Produktarchitekturen lesen Sie hier.
Die zentrale Herausforderung hinsichtlich des Produktinformationsmodells, die sich für den Vertrieb ergibt, besteht darin, dass kommerzielle Produktdaten und technische Produktdaten miteinander in Einklang gebracht werden müssen. Die Mitarbeiter im Vertrieb müssen in der Lage sein, auf verschiedene Produktkonfigurationen zuzugreifen, die über bestimmte Produkteigenschaften definiert und mit detaillierten Preisinformationen verknüpft sind.
Gleichzeitig müssen die im Vertrieb genutzten Konfigurationen mit den Informationen übereinstimmen, mit denen die Produktion arbeitet. Nur so kann sichergestellt werden, dass die von Vertriebsmitarbeitern verkauften Produkte auch geliefert werden können. Eben diese Herausforderung wird durch ein einheitliches Produktinformationsmodell gelöst.
Das passende Software-Tool ist ausschlaggebend, um Produktarchitekturdaten abteilungsübergreifend synchronisieren und verwalten zu können. Ein solches Tool ist PALMA (Produktarchitektur Lebenszyklus Management).
Mit PALMA können Unternehmen nicht nur all ihre Produktarchitekturdaten zentralisiert organisieren und verwalten, sondern haben darüber hinaus Zugriff auf zahlreiche zusätzliche Funktionen. So ermöglicht es PALMA Unternehmen, die Bedürfnisse ihrer Kunden in konkrete Produkteigenschaften zu übersetzen und basierend auf den vorhandenen Daten verschiedene Szenarien zu simulieren, um darauf aufbauend effizient Produktentscheidungen zu treffen.
Für Unternehmen, die mit fragmentierten Produktdaten arbeiten, stellt sich zunächst die Frage, wie sie von einem in Silos strukturierten Datenmodell zu einem durchgängigen Informationsmodell gelangen, das eine gemeinsame Datengrundlage für alle Abteilungen schafft. Grundsätzlich gilt es hier drei zentrale Schritte zu durchlaufen:
Auch bei der Entwicklung eines durchgängigen Produktinformationsmodells kann eine Software wie PALMA unterstützen. Die gesammelten Informationen zu Modulen, Modulvarianten, Schnittstellen, Produktstruktur und Konfigurationsregeln bilden dabei die Minimalanforderung zur Dokumentation der Produktarchitektur. Um diese Informationen zusammenzutragen, müssen die Daten aller im Unternehmen existierenden Systeme zusammengetragen und systematisiert werden.
Das Hauptziel, das Unternehmen mit dem Aufbau eines einheitlichen Produktarchitekturdatenmodells verfolgen, besteht darin, eine gemeinsame Datengrundlage zu schaffen, die für jede Abteilung die für ihre Arbeit notwendigen Informationen liefert, und einen reibungslosen Informationsaustausch zu ermöglichen. Damit das gelingt, ist ein gemeinsames Verständnis der Produktinformationen unerlässlich.
Jede Abteilung ist für ihre Arbeit auf eine andere Darstellungsweise des Produkts und der damit verknüpften Daten angewiesen. Um ein einheitliches Informationsmodell zu schaffen, muss die unterliegende Struktur jedoch die gleiche sein. Dabei gilt es drei Ebenen zu betrachten: die generische Produktstruktur, die Modulvarianten und die konkreten Produkteigenschaften. Die jeweiligen Informationen müssen so beschrieben werden, dass jede Abteilung die für sie relevanten Informationen erhält und diese in einer passenden Art und Weise dargestellt werden.
Mit modularen Produktarchitekturen können Unternehmen selbst komplexe Produktportfolios effizient entwickeln und verwalten. Eine notwendige Grundvoraussetzung ist hierbei ein reibungsloser Datenaustausch entlang der gesamten Wertschöpfungskette. In der Realität ist es jedoch häufig so, dass Produktinformationen je nach Abteilung und Software-Tool unterschiedlich beschrieben sind, was die Zusammenarbeit erschwert und zu Fehlern, Verzögerungen und Mehrkosten führt.
Ein einheitliches Produktinformationsmodell bietet Unternehmen einen echten Mehrwert, indem es eine gemeinsame Datengrundlage für alle Abteilungen schafft, Datensätze synchronisiert und eine zentrale Verwaltung von allen produktrelevanten Daten ermöglicht. Die Vorteile lassen sich, wie wir gesehen haben, am Beispiel verschiedener Abteilungen illustrieren, darunter im Produktmanagement und in der F&E-Abteilung.
Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, wie Ihr Unternehmen von einem durchgängigen Produktinformationsmodell profitieren kann, empfehlen wir Ihnen unser Webinar “Produktinformationsmodell richtig definieren & Effizienz in der Wertschöpfungskette steigern”. Die Aufzeichnung des englischsprachigen Webinars können Sie sich hier kostenlos herunterladen.