Kosten senken, Umsatz steigern: Die finanziellen Potenziale der Modularisierung

Ingo Bögemann

Modularisierung ist der Schlüssel, um drei zentrale Unternehmensziele zu erreichen: Effizienzoptimierung/Operative Exzellenz (Operational Excellence), Kundennähe (Customer Intimacy) und Innovation/Produktführerschaft (Product Leadership).

Modularisierung bedeutet aber auch Veränderung. Die Umstellung auf einen modularen Baukasten ist für ein Unternehmen ein Transformationsprozess. Eine weitere Herausforderung besteht darin, den modularen Baukasten auch langfristig an die Unternehmensstrategie anzupassen. Denn: Die Vorteile der Modularisierung, wie verringerte Kosten und ein gesteigerter Umsatz, werden mittel- bis langfristig realisiert.

Um die notwendige Unterstützung aus allen Unternehmensbereichen und auf allen Hierarchie-Ebenen zu mobilisieren, müssen zunächst die Vorteile der Modularisierungsstrategie quantifiziert und mit den Unternehmenszielen in Einklang gebracht werden. Am Ende dieser Phase steht ein belastbarer Business-Case.

Strategische Ziele als Basis für die Modularisierung

Am Anfang des Modularisierungsprojekts stehen die strategischen Ziele. Diese müssen formuliert werden. Darauf folgt die Berechnung des finanziellen Potenzials, das sich aus der Implementierung Ihrer Modularisierungsstrategie ergibt.

Die strategische Verankerung der Modularisierung ist entscheidend für ihren Erfolg. Häufig werden modulare Baukästen unter rein technischen Gesichtspunkten entwickelt. Das Ergebnis ist dann ein Baukasten, der zwar unter großem Aufwand entwickelt wurde, aber die erhofften Effekte nicht realisieren kann. Dies gilt es zu verhindern.

Die strategischen Ziele lassen sich mithilfe der drei zuvor beschriebenen Dimensionen Operational Excellence, Customer Intimacy und Product Leadership beschreiben. Wie in der untenstehenden Grafik dargestellt, ist der Ausgangspunkt die Baseline (in rot). Die Aufgabe besteht darin, in allen drei Dimensionen Verbesserungen zu erreichen (in grün), die als strategische Ziele formuliert werden.

Modularisierung-strategische-Ziele-1

Die Entwicklung und Quantifizierung von Zielen für die Modularisierungsstrategie findet im  Abschnitt Modular Strategy & Potential (MSAP) statt. Bei MSAP gehen wir in fünf Schritten vor:

 

  1. Vision: Baseline erstellen
    Eine Baseline des Unternehmens erstellen als Basis für die Bewertung der Modularisierungsvorteile.
  2. Vision: Klären von Strategie und Zielen
    Formulierung strategischer Ziele in den Dimensionen Operational Excellence, Customer Intimacy und Product Leadership.
  3. Value: Ziele setzen
    Komplexitätskostenanteile im Unternehmen ermitteln, Kostenreduktion durch Komplexitätsreduktion berechnen, daraus resultierende Skaleneffekte auf die Direktkostenreduktion sichtbar machen
  4. Value: Nutzen quantifizieren
    Potenziale für Umsatzzuwächse ermitteln: durch Verbesserungen in den Bereichen Time-to-Market, Lead-Time oder kundenorientiertes Portfolio.
  5. Plan: Zeitplan festlegen
    Schritte und Phasen formulieren und planen, um die Modularisierungsstrategie im gesamten Unternehmen zu implementieren und umzusetzen

Im Rahmen dieses Blogbeitrags wollen wir die Schritte III und IV genauer betrachten, um den finanziellen Impact der Modularisierungsstrategie herauszuarbeiten.

Häufig wird behauptet, dass eine belastbare Berechnung der finanziellen Effekte eines modularen Baukastens nicht möglich ist. Das stimmt nicht. Wie wir bei der Berechnung vorgehen, zeigen wir Ihnen in diesem Blogbeitrag.

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Wie Variantenreduktion technischer Lösungen Kosten reduzieren können

Um abzuschätzen, in welcher Höhe Komplexitätskosten reduziert werden können, muss zunächst ermittelt werden, inwieweit sich die Komplexität an sich reduzieren lässt. Dies erfolgt anhand einer Sortimentsanalyse, die sich vor allem in einem Punkt von einer einfachen Portfoliostrukturanalyse, wie etwa der ABC-Analyse, unterscheidet: Sie ermittelt die konkreten Reduktionspotenziale der technischen Lösungen.

Im ersten Schritt wird abgeschätzt, wie viele technischen Varianten gebraucht werden. Dies geschieht auf Basis der varianten Werte verschiedener Produkteigenschaften. Für jede technische Lösung wird ermittelt, ob diese von varianten Produkteigenschaften beeinflusst wird und wie viele technische Varianten nötig sind.

Analog zur benötigten technischen Varianz wird die aktuell existierende technische Varianz für die verschiedenen technischen Lösungen ermittelt. Der Vergleich beider Varianzwerte ergibt das Reduktionspotenzial für die technischen Lösungen.

In der Grafik unten ist der Vergleich von benötigter und existierender technischer Varianz in einer Matrix-Analyse vereinfacht dargestellt.

 

Modularisierung-Variantenreduktion-1

Sinkende Komplexität, sinkende Komplexitätskosten

Bevor die Reduktion der Komplexität zur Reduktion der Kosten in Beziehung gesetzt werden kann, muss der Anteil der Komplexitätskosten an den operativen Gesamtkosten ermittelt werden. Hierzu wird für alle Bereiche analysiert, welcher Anteil der Aktivitäten von der Komplexität getrieben wird. Das Ergebnis lässt sich in einer Value-Map darstellen:

Modularisierung-Komplexitaetskosten-1

Hier wird sichtbar, dass in jedem Unternehmensbereich ein Teil der Aktivitäten von der technischen Variantenvielfalt getrieben wird, beispielsweise die Erstellung von Fertigungsunterlagen in der Entwicklung (R&D). Andere Aktivitäten wiederum hängen von der Vielfalt der angebotenen Produkte ab. Das gilt etwa bei den Marketingaktivitäten für einzelne Produktvarianten. Physische Aktivitäten in Beschaffung, Logistik und Produktion ändern sich analog zum Volumen an Teilen und Produkten. Schließlich kommen Tätigkeiten hinzu, deren Umfang nicht direkt mit der Komplexität der Produkte skaliert.

Wenn nun die Analyse der Komplexitätsabhängigkeit von Aktivitäten in den einzelnen Kostenstellen (Cost Centers) mit der zuvor erfolgten Abschätzung der Reduktionspotenziale kombiniert wird, lassen sich die Einsparpotenziale bei den Komplexitätskosten ermitteln.

Ein Beispiel: Wird eine technische Lösung um 50 Prozent reduziert – übrigens ein realistischer Wert für Modularisierungsprojekte –, dann entfallen große Teile des Aktivitätspensums in den einzelnen Kostenstellen und damit die entsprechenden Kosten. Das Bild unten illustriert dieses Beispiel.

Auf gleiche Weise lassen sich im Projektgeschäft die reduzierbaren Komplexitätskosten über eine Analyse der Konfigurierbarkeit heutiger Angebote und der einer zukünftig möglichen Konfigurierbarkeit auf Basis eines modularen Baukastens ermitteln. Hier werden dann Projekte und die damit verbundenen personellen Aufwendungen analysiert.

Modularisierung-Komplexitaetskosten-senken-1

Direkte Kosten durch Skaleneffekte reduzieren

Auch bei den direkten Kosten in Einkauf und Produktion können in erheblichem Maße Kosten reduziert werden. Hier sprechen wir von den oft in Zusammenhang mit  Modularisierung genannten Skaleneffekten. Um die Effekte zu ermitteln, wird erneut die zuvor durchgeführte Berechnung der Komplexitätsreduktion benötigt.

Wir kennen die Reduktionspotenziale bei Teilenummern für die einzelnen technischen Lösungen, auch Part Number Count (PNC) Reduction genannt. Die Effekte der PNC Reduction auf die Einsparungen bei den direkten Materialkosten (dM savings) sind abhängig von der Art der Erzeugnisse. So lassen sich bei der Variantenreduktion von Pressteilen größere Kostenersparnisse realisieren, da die Varianten der kostenintensiven Werkzeuge bei der Herstellung solcher Teile reduziert werden.

Die Grafik unten zeigt exemplarisch, wie stark direkte Materialkosten reduziert werden können – abhängig von der PNC Reduction für verschiedene Arten von Erzeugnissen.

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Mithilfe statistischer Kennzahlen und einer Abschätzung der Komplexitätsreduktion lässt sich für jede technische Lösung die Reduktion der direkten Materialkosten berechnen.

Weitere Potentiale in Entwicklung und Produktion

Neben den statistischen Effekten bei Komplexitätskosten und direkten Materialkosten eröffnet eine Modularisierungsstrategie häufig eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten zur Kostenreduktion, besonders in der Entwicklung und Produktion.

So bietet das modulare Re-Design und die damit einhergehende Konfigurierbarkeit des Produkts Ansatzpunkte für kostenoptimierte Lösungen in der Entwicklung. Es wird früh erkannt, was besonders kostenintensive Teile sind, um hier Varianz gezielt zu minimieren. Die klare Kenntnis von Variantentreibern und der benötigten Varianz beugt einer Überspezifizierung von Anfang an vor. Informieren Sie sich hierzu im Detail in unserem Blogartikel zur Variantenoptimierung inkl. einer Schritt-für-Schritt Anleitung:

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Aus der Konfigurierbarkeit, die durch die Modularisierung entsteht, ergeben sich neue Chancen, um die Produktion zu optimieren, beispielsweise in Bezug auf späte Produktdifferenzierung, mehr Vormontage oder schnellere Durchlaufzeiten.

In diesem Blog wollen wir einige der wichtigsten Schritte aufzeigen, wie sich die finanziellen Effekte eines modularen Baukastens berechnen lassen. Es sei jedoch angemerkt, dass weitere Berechnungsschritte nötig sind, um das vollständige finanzielle Einsparpotenzial Ihrer abgestimmten Modularisierungsstrategie zu erfassen.

Leseempfehlung: Sie interessieren sich, wie ein Beispielprojekt konkret in Ihrer Branche aussehen kann? Nutzen Sie unseren Konfigurator und erhalten Sie eine für Sie relevante Casebeschreibung aus unser über 20 jährigen Projekterfahrung.

Nicht nur weniger Kosten, sondern auch zusätzlicher Umsatz

Das übergeordnete Ziel der Modularisierung besteht darin, strategische Unternehmensziele zu erreichen. Diese werden zuvor in den Dimensionen Operational Excellence, Customer Intimacy und Product Leadership beschrieben. Durch Reduktion von Komplexitätskosten und direkten Materialkosten werden Ziele in der Dimension der Operational Excellence erfüllt, etwa durch eine Reduktion der Logistikkosten.

Die Modularisierungsstrategie unterstützt Sie aber auch darin, die Ziele in den Dimensionen Customer Intimacy und Product Leadership zu erreichen. Die Konfigurierbarkeit der Produkte ermöglicht es, einfacher Produktvarianten anzubieten, die genau zu den Bedürfnissen und Präferenzen Ihrer Kunden passen.

Zudem lassen sich Innovationen, Upgrades und Updates einfacher in die Produkte einbringen, so dass Entwicklungszeiten und Lieferzeiten signifikant sinken können.

Diese Effekte sind erheblich und führen zu zusätzlichen Umsätzen für das verbesserte modulare Produkt. Die finanziellen Effekte der Modularisierungsstrategie setzen sich also aus Kostenersparnissen auf der einen und zusätzlichen Umsätzen auf der anderen Seite zusammen.

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Umsatzzuwächse hängen von weiteren Faktoren ab, die auch außerhalb der direkten Kontrolle eines Unternehmens liegen. Deshalb ist unser klarer Anspruch: Ein Modularisierungsprojekt muss sich schon allein durch die internen Kostenersparnisse rechnen.

Kostensenkung + Umsatzwachstum = Unterstützung für Ihre Modularisierungsstrategie

Die finanziellen Hebel ihrer Modularisierungsstrategie zu kennen, ist eine wichtige Voraussetzung für deren Umsetzung. Dieses Wissen wird auch später den Modulschnitt maßgeblich beeinflussen. Ein belastbarer Business Case ist notwendig, damit das Projekt im Unternehmen die Unterstützung und Priorität bekommt, die für eine so umfassende Initiative und Transformation notwendig sind.

Mit dem Angebot Modular Strategy and Potential (MSAP), unterstützen wir Sie im Rahmen einer Potenzialanalyse. Im Ergebnis können wir:

  • Reduktionspotenziale technischer Lösungen abschätzen
  • die Komplexitätskostenreduktion quantifizieren
  • die Reduktion der direkten Materialkosten berechnen
  • positive finanzielle Effekte durch Modularität und Konfigurierbarkeit abschätzen
  • Umsatzwachstum durch ein verbessertes modulares Produkt quantifizieren
  • sicherstellen, dass der spätere Modulschnitt alle Geschäftsbelange berücksichtigt

Welche Potenziale lassen sich so konkret ermitteln? In unserem Video gewähren wir Ihnen Einblick in Ergebnisse solcher Potenzialanalysen aus Beispielprojekten:

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