Henry Ford sagte einst: "Jeder Kunde kann ein Auto in jeder gewünschten Farbe lackieren lassen, solange es schwarz ist." Was zu dieser Zeit die grundlegende Voraussetzung für Industrialisierung war, scheint in der heutigen Welt unvorstellbar, in der kundenindividuelle Massenproduktion, Modularisierung und Online-Produktkonfiguratoren fast schon selbstverständlich sind. Heutzutage wollen Kunden ihre individuellen Lösungen konfigurieren. Sie wollen kein standardisiertes Paket, sondern eine Lösung, die ihren spezifischen Bedürfnissen und Vorlieben entspricht.
Stellen Sie sich vor, Sie betreten ein Autohaus. Der Verkäufer begrüßt Sie und stellt Ihnen einige Fragen zu Ihrer Person und Ihren speziellen Wünschen. Ein guter Verkäufer wird die nachfolgenden Fragen auf Ihre Antworten abstimmen, um Sie effizient durch den Verkaufsprozess zu führen. Indem er relevante Fragen stellt, haben Sie das Gefühl, dass Ihre Bedürfnisse verstanden werden und nach einer perfekten Lösung für Sie gesucht wird. Nach einem kurzen Gespräch präsentiert der Verkäufer Ihnen ein Auto, das all Ihre Wünsche und Anforderungen erfüllt. Was der Verkäufer hier tut, ist eine zentrale Voraussetzung für die Zufriedenheit des Kunden: Er versteht dessen Bedürfnisse und schlägt eine attraktive Lösung vor, die diesen Bedürfnissen entspricht. Die Vorgehensweise des Verkäufers ist aber auch ein Beispiel für Produktkonfiguration.
Erfolgreiche Produktkonfiguration ist ausschlaggebend für Kundenzufriedenheit und, noch viel wichtiger, die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Wenn die Konkurrenz ihren Kunden individuelle Lösungen anbietet, kann sich kein Unternehmen leisten, auf standardisierten Produkten zu beharren. Die Herausforderung besteht jedoch darin, einen Prozess zu entwickeln, der den Kunden in den Vordergrund stellt und gleichzeitig die unternehmensinterne Komplexität optimiert. Die Lösung hierfür ist, die eigenen Produkte konfigurierbar zu machen.
Das Thema Produktkonfiguration ist vielschichtig und ohne Leitfaden ist es allzu leicht, den Überblick zu verlieren. In unserem Blog-Artikel möchten wir Ihnen deshalb einen Überblick der wichtigsten Informationen zum Themenkomplex Produktkonfiguration geben. Dabei werden wir die folgenden Fragen beantworten:
- Was ist Produktkonfiguration?
- Welche Anwendungen gibt es für Produktkonfiguration in verschiedenen Unternehmenstypen?
- Welche Arten der Produktkonfiguration gibt es?
- Was ist Konfigurierbarkeit und wie wird sie erreicht?
- Welche Softwarelösungen für Produktkonfiguration gibt es?
- Was sind die Vorteile von Produktkonfiguration?
Was ist Produktkonfiguration?
Als allererstes wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, was Produktkonfiguration überhaupt ist. Gehen wir dazu noch einmal zu unserem Beispiel aus der Einleitung zurück. Im Zuge des Gesprächs mit dem Kunden verfolgt der Verkäufer aus dem Beispiel eine bestimmte Vorgehensweise. Im Austausch mit dem Kunden analysiert er Schritt für Schritt dessen individuellen Wünsche. Die so ermittelten Kundenbedürfnisse übersetzt er dann in Anforderungen an das Produkt, die in ihrer Gesamtheit eine Art Regelwerk für die Auswahl eines passenden Produkts (in diesem Fall ein Auto) ergeben. Damit ein Fahrzeug dem Kunden zusagt, muss es alle vorab definierten Kriterien erfüllen. Eben dieses Grundprinzip steckt hinter Produktkonfiguration.
Unter Produktkonfiguration versteht man die Auswahl und das Zusammensetzen von einzelnen, vordefinierten Elementen (Modulen) zu einem fertigen, lieferbaren Produkt, das den Wünschen des Kunden entspricht. Der Konfigurationsprozess kann manuell (etwa durch einen Vertriebsmitarbeiter) oder automatisch (durch eine Software) ausgeführt werden.
Im Unterschied zu einem maßgeschneiderten Produkt folgt Produktkonfiguration festen Regeln, die die mögliche Auswahl und Kombination vordefinierter Module bestimmen. Für die anderen Unternehmensbereiche bedeutet das weniger Aufwand bei der Bearbeitung der Bestellung, da die zwar durchaus individuellen Produkte für die Kunden aus den vordefinierten Modulen zusammengesetzt sind. Sprich zum Zeitpunkt der Kundenkonfiguration herrscht bereits Eindeutigkeit in Bezug auf Machbarkeit, Kosten/Aufwände und Lieferzeiten.
Im Vergleich zu einem herkömmlichen Produktkatalog, aus dem Kunden aus einer Vielzahl vorgegebener Produktvarianten auswählen können, ist der Auswahlprozess bei der Konfiguration interaktiver. Es werden so lange Fragen an den Kunden gestellt, bis ausreichend Informationen vorliegen, um diesem eine adäquate Lösung anbieten zu können. Auf vordefinierte Kombinationen und Lösungen wird hierbei verzichtet. Ein konfigurierbares Produktportfolio ist so in der Lage eine Vielzahl möglicher und theoretisch nahezu unendlicher Produktkombinationen abzubilden. Bei komplexen Produkten sind beispielsweise häufig viele Millionen Kombinationen möglich. Ein solches Portfolio ließe sich nicht mit vertretbarem Aufwand und Verständnis für Unternehmen und Kunden in einem Katalog fertig definierter Produkte beschreiben.
Anwendungen von Produktkonfiguration in verschiedenen Unternehmenstypen
Je nach Geschäftsmodell kann Produktkonfiguration im Unternehmen zu unterschiedlichen Zwecken verwendet werden. Während einige Unternehmen darin nur ein internes Tool zur Erstellung von Stücklisten sehen, setzen andere sie zur Unterstützung (manchmal sogar als Ersatz) ihrer Verkaufsteams ein. Im Folgenden werden wir uns die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Produktkonfiguration ansehen. Dabei werden wir getrennt auf produkt-, konfigurations- und projektorientierte Produktentwicklung und Produktion eingehen.
Produktorientierte Unternehmen
Produktorientiert operierende Unternehmen verfügen über eine Liste fester Produkte, die sie üblicherweise in Form eines Katalogs vermarkten. In diesem Vertriebsmodell besteht kein wirklicher Bedarf für Konfiguration während des Verkaufsprozesses, da die Produkte bereits vordefiniert sind. Allerdings kann ein Konfigurator zur Unterstützung herangezogen werden, um den Kunden bedarfsorientiert durch den Verkaufsprozess zu führen (auch bekannt als Guided Selling) und das richtige Produkt für den Kunden aus dem Katalog auszuwählen. Im Backend kann ein Konfigurator außerdem von der F&E-Abteilung verwendet werden, um Stücklisten zu generieren. Arbeitet das Unternehmen mit einem modularen Baukastensystem, kann ein Konfigurationstool zudem sicherstellen, dass alle Produkte gültige Kombinationen verschiedener Module sind.
Leseempfehlung: Mehr zum Zusammenspiel von Produktkonfiguration und geführten Verkaufsprozessen lesen Sie in unserem Blog-Artikel “Produktkonfiguration inkl. Guided Selling mit Modularisierung umsetzen“.
Konfigurationsorientierte Unternehmen
In einem konfigurationsorientierten Unternehmen wird dem Kunden im Vertrieb eine Auswahl an Komponenten mit verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten präsentiert, die je nach den Wünschen des Kunden zusammengesetzt werden. Die Hauptanforderung an den im Vertrieb genutzten Konfigurator besteht darin, dass dieser die richtigen Fragen stellen und die Antworten des Kunden richtig in eine mögliche und passende Produktlösung übersetzen kann.
Für die unternehmensinterne Abwicklung des Auftrags muss zunächst eine Stückliste erstellt werden, um die weitere Bearbeitung zu ermöglichen. Die Umsetzung hat zwar ihre Herausforderungen, z.B. wenn eine im PLM erstellte Stückliste zwecks Anpassung eines Produkts ins ERP-System übertragen werden muss. Die Auflistung und Dokumentation aller theoretisch möglichen Produktkombinationen ist aber keine wirkliche Alternative, da dieses Vorgehen zu einer hohen internen Komplexität in vielen Unternehmensbereichen führen würde. So gesehen ist Produktkonfiguration ein entscheidender Faktor auf dem Weg zu einer kundenindividuellen Massenproduktion.
Projektorientierte Unternehmen
Bei der projektorientierten Produktentwicklung erstellen Unternehmen für jedes Kundenprojekt eine neue technische Gesamtlösung, die den individuellen Anforderungen des Kunden gerecht wird. Da jede Lösung maßgeschneidert ist, ist es schwierig, die angebotenen Produkte kontinuierlich zu verbessern, Komponenten wiederzuverwenden und Mengen zu konsolidieren.
In den meisten Fällen ist es jedoch so, dass zur Bearbeitung neuer Bestellungen auf zuvor entwickelte Lösungen zurückgegriffen wird. In einem solchen Setup kann Produktkonfiguration dazu genutzt werden, wiederholt verwendete technische Lösungen und Teile in einem zentralen System zu verwalten. Hierbei ist es wichtig zu gewährleisten, dass eine Konsistenz zwischen dem für den Kunden sichtbaren Vertrieb und den unternehmensintern ablaufenden Entwicklungs- und Konstruktionsprozessen gegeben ist. In diesem Fall kann ein Konfigurator auch für das Erstellen von Stücklisten eingesetzt werden.
Geometrisch vs. funktionsorientiert - Unterschiedliche Arten der Produktkonfiguration
Ebenso wie es verschiedene Geschäftsmodelle im Unternehmen gibt, kann auch Produktkonfiguration nicht nur auf eine Art und Weise erfolgen. Tatsächlich gibt es viele verschiedene Typen von Produktkonfiguratoren, die je nach Produkt mehr oder weniger gut geeignet sind. Eine Möglichkeit, Produktkonfiguratoren zu unterscheiden, ist die Einteilung in geometrisch und funktional orientierte Konfiguration. Eine Kombination beider Ansätze ist ebenfalls möglich.
Geometrische Produktkonfiguration
Bei der geometrischen Konfiguration steht die Anordnung der einzelnen Komponenten im Vordergrund. Diese muss bestimmte Regeln hinsichtlich der Funktionalität befolgen. Das heißt, die einzelnen Elemente müssen sowohl in der richtigen Reihenfolge angeordnet werden, um die Funktionalität des Produktes zu gewährleisten, als auch äußere räumliche Objekte berücksichtigen. Beispiele für geometrische Produktkonfiguratoren sind der IKEA-Küchenplaner und der Regalsystemkonfigurator von Elfa.
Funktionsorientierte Produktkonfiguration
Bei der funktionsorientierten Konfiguration geht es darum, auf der Basis verschiedener funktionaler Anforderungen eine passende Lösung zu entwickeln. Basierend auf den Anforderungen bezüglich Leistung, Funktionsumfang und weiteren Merkmalen des Produkts wählt der Konfigurator die verschiedenen Produktkomponenten (Module) aus und überprüft sie hinsichtlich ihrer Kompatibilität, um sicherzustellen, dass sie eine funktionale technische Lösung ergeben. Die Eingabe in den Konfigurator kann dabei entweder bedarfsorientiert (der Kunde gibt Anforderungen ein und der Konfigurator wählt die passende Lösung aus) oder lösungsorientiert (der Kunde kann aus mehreren verfügbaren Optionen auswählen) sein. Ein Beispiel für funktionsorientierte Produktkonfiguration mit bedarfsorientierter Eingabe ist der Lkw-Konfigurator von Scania.
Konfigurierbarkeit – Wie werden Produkte konfigurierbar?
Nicht jedes Produkt eignet sich gleichermaßen gut für Konfiguration. Um Konfigurierbarkeit zu bewerten, müssen vor allem drei Aspekte betrachtet werden:
- Erlauben Design und Struktur des Produkts Konfiguration?
- Kann die Lieferkette ein konfigurierbares Produkt unterstützen?
- Ist die technische Dokumentation des Produkts in den internen IT-Systemen in der Lage, Konfiguration zu ermöglichen?
Konfigurationsorientiertes Produktdesign
Damit das Produktdesign Konfiguration unterstützen kann, sollten die Produkte so aufgebaut und flexibel sein, dass das Hinzufügen, Entfernen oder Ersetzen von Komponenten problemlos möglich ist, ohne dass die Veränderungen Auswirkungen auf das Produkt als Einheit haben. Änderungen müssen sich auf die betroffene Komponente beschränken, ohne indirekt Änderungen an umliegenden Teilen zu verursachen.
Eben dies wird durch einen modularen Baukasten möglich. In einer modularen Produktarchitektur werden bestimmte Funktionen und Produktmerkmale in einzelnen Modulen verankert, während modulübergreifende Änderungen durch standardisierte Schnittstellen verhindert werden. Je modularer ein Produkt ist, desto einfacher ist es zu konfigurieren.
Ein modulares Produkt wird immer konfigurierbar sein. Umgekehrt ist jedoch nicht jedes konfigurierbare Produkt automatisch modular. Nicht modulare Produkte sind deutlich schwerer zu konfigurieren, da jedes Produkt einer anderen Logik folgt und Komponenten produktspezifisch statt produktübergreifend verwendet werden.
Leseempfehlung: Mehr zum Thema Konfigurierbarkeit von modularen Systemen lesen Sie in unserem Blog-Artikel “So machen Sie Baukastensysteme konfigurierbar”.
Konfigurierbare Lieferkette
Ein konfigurationsorientiertes Produktdesign allein ist jedoch nicht ausreichend, um Konfiguration zu unterstützen. Vielmehr muss auch die Lieferkette in der Lage sein, die durch Produktkonfiguration erreichte Flexibilität umzusetzen. Viele traditionelle Lieferketten sind auf die Herstellung von Produkten auf Vorrat ausgelegt. Chargenfertigung, kostengünstige Beschaffung in verschiedenen Ländern und spezielle Fertigungsstraßen sind Konzepte, die die Herstellung von Standardprodukten effizienter machen. Diese Konzepte sind jedoch nicht flexibel genug, um eine kundenindividuelle Massenproduktion zu ermöglichen.
Stellen wir uns beispielsweise eine Lieferkette mit 10 Prozessschritten vor. Wenn bereits der erste Fertigungsschritt modifiziert werden muss, um einen individuellen Kundenwunsch zu bedienen, ist keine Vorproduktion von Komponenten möglich. Das Produkt kann daher erst ausgeliefert werden, wenn nach der Bestellung alle 10 Prozessschritte durchlaufen wurden. Die Vorlaufzeit verlängert sich.
Um dieses Problem zu lösen, muss der Punkt, an dem Kundenwünsche Modifikationen in der Lieferkette erfordern, weiter nach hinten geschoben werden. Dazu müssen Teile zu generischen Baugruppen vormontiert werden, die anschließend in mehreren Kombinationen zusammengesetzt werden können. In diesem Modell werden nur generische Baugruppen/Module vor dem Auftrag auf Lager gekauft oder produziert und sind dann bereit, in der richtigen Kombination montiert zu werden, sobald der Auftrag erteilt wird. Dadurch wird die Vorlaufzeit des Produkts deutlich reduziert.
Produktkonfiguration und Produktstruktur
Um individuell konfigurierbare Produkte verwalten zu können, müssen die verwendeten IT-Systeme in der Lage sein, diese exakt abbilden zu können. Nur so ist gegeben, dass einzelne Elemente leicht hinzugefügt, entfernt oder ersetzt werden können. Ein wichtiger Aspekt, den es dabei zu berücksichtigen gilt, ist die Granularität, in der Bauteile, Baugruppen und Module in der Produktstruktur verwaltet und in der “Bill of Materials” (kurz: BoM) dokumentiert werden.
Die Grafik zeigt, wie eine generische Produktstruktur mit einer Bibliothek von Modulvarianten kombiniert wird, um eine vollständige BoM zu erzeugen.
Viele Unternehmen entscheiden sich dafür, ihre Stücklisten zu vereinfachen und eine Vielzahl von Baugruppen unter einzelnen Knoten zusammenzufassen, um die Zahl der zu verwaltenden Teile zu reduzieren. Das sich daraus ergebende Problem ist, dass Änderungswünsche, die eigentlich nur Anpassungen in einzelnen Baugruppen verursachen, schnell Auswirkungen auf große Teile der Stückliste haben. Die Effizienz der Produktkonfiguration wird dadurch eingeschränkt.
Softwarelösungen für Produktkonfiguration
Um Produktkonfiguration im Unternehmen erfolgreich umsetzen zu können, benötigt man die richtige Software. Je nachdem, welches Ziel mit Konfiguration verfolgt wird, bieten sich verschiedene Tools an. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen intern (z.B. von der F&E-Abteilung) und extern (z.B. zum Erstellen von Angeboten für Kunden) genutzten Konfiguratoren. Letztere werden häufig als CPQ-Systeme (kurz für “Configure Price Quote”) bezeichnet.
Produktkonfiguration mit einem CPQ-System
Der Begriff CPQ wird heutzutage allgemein zur Beschreibung einer Konfigurationssoftware verwendet, die im Vertrieb eingesetzt wird. Viele der verfügbaren Softwarelösungen für CPQ kommen mit einer bereits integrierten CRM-Lösungen und können so in bestehende Vertriebsabläufe eingebunden werden. Grundsätzlich muss eine CPQ-Software drei verschiedene Funktionen erfüllen:
- Konfiguration eines Produkts, das den Anforderungen entspricht.
- Preisgestaltung des Produkts mit Fokus auf Attraktivität und Profitabilität.
- Erstellung eines Angebots, das dem Kunden vorgelegt wird.
Das Angebot enthält in der Regel eine detaillierte Beschreibung der vorgeschlagenen Lösung und des Preises. Eine zusätzliche Funktion, die viele CPQ-Systeme bieten, ist die Möglichkeit, das konfigurierte Produkt zu visualisieren, entweder in Form von vorgerenderten Bildern oder 3D-Modellen, die auf dem Bildschirm oder sogar in Virtual Reality (VR) präsentiert werden können. Für eine echte End-to-End Konfiguration sind Softwareerweiterungen notwendig, die unter anderem eine gültige Stückliste erstellen und den Produktionsauftrag erteilen können.
Leseempfehlung: Erfahren Sie mehr über CPQ-Systeme und wie Sie diese erfolgreich implementieren können in unserem Artikel Modulare Produkte in Kombination mit CPQ-Systemen - Vorteile, Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren
Stücklistenkonfigurator
Stücklistenkonfiguratoren (manchmal auch als technische Konfiguratoren bezeichnet) werden typischerweise intern zur Konstruktion (entweder im Rahmen der Produktentwicklung oder der Auftragsabwicklung) verwendet, um eine gültige Stückliste zu generieren. Um deren Gültigkeit zu gewährleisten, wird kontrolliert, ob sie die Konfigurationsregeln erfüllt. Die Konfigurationsregeln beschreiben die Kombinationsmöglichkeiten der verschiedenen Komponenten, zum Beispiel dass Reifen A nur auf Rad A passt oder dass der Innendurchmesser des Reifens gleich dem Außendurchmesser des Rades sein muss. Das Ergebnis kann als Stückliste in einem PLM- oder ERP-System gespeichert werden.
Design Automation
Der Begriff “Design Automation” beschreibt die automatische Anpassung von CAD-Modellen auf der Grundlage von Parametern. Diese können sich beispielsweise auf eine bestimmte Dimension des Designs beziehen (auch bekannt als parametrisches Design). Nehmen wir als Beispiel eine Baggerschaufel. Die Weite der Schaufel kann als Parameter festgelegt werden, der dynamisch verändert werden kann. Die Veränderung des Parameters (also der Dimension) löst eine automatische Aktualisierung des 3D-Modells durch die CAD-Software aus, damit dieses der tatsächlichen Konfiguration entspricht. Die Parameter können auch zur Erstellung eines komplexeren dynamischen Modells verwendet werden, bei dem verschiedene Teile ausgeblendet, ersetzt oder neu positioniert werden können.
Leseempfehlung: Design Automation ermöglicht End-to-End Konfiguration für stark variante Produkte ohne Zusatzaufwand. Wie das funktioniert, erfahren Sie hier.
Erstellung eines Konfigurationsmodells
Alle in den vorherigen Abschnitten vorgestellten Softwarelösungen brauchen ein vorab definiertes Regelwerk, mit dem sie überprüfen können, welche Konfigurationen zulässig sind und welche nicht. Ein solches Regelwerk lässt sich auf drei verschiedene Arten definieren.
- Sequenziell: In einem sequenziellen Konfigurator werden die Konfigurationsregeln als Abfolge von Fragen erfasst, die in einer festgelegten Reihenfolge gestellt werden. Jede Antwort eliminiert dabei die Auswahlmöglichkeiten für die folgenden Fragen. Das Modell basiert häufig auf einem Katalog von Wenn-Dann-Formulierungen. Diese Art von Konfigurator ist vor allem für einfache Modelle geeignet.
- Relational: Ein relationaler Konfigurator basiert auf Matrizen, die dokumentieren, ob und welche Komponenten miteinander kompatibel sind. Ein relationales Modell wird erstellt, indem man eine oder mehrere Matrizen mit allen kompatiblen und inkompatiblen Kombinationen anlegt.
- Constraint-basiert: Ein constraint-basierter Konfigurator erfasst die Attribute jeder realen oder virtuellen Komponente und fügt ihr eine entsprechende Einschränkung der Kombinationsmöglichkeiten (“Constraints”) hinzu. Im Unterschied zu relationalen oder sequenziellen Konfiguratoren wird hier nicht nur die Information über die Kompatibilität verschiedener Teile erfasst, sondern auch, warum bestimmte Kombinationen möglich beziehungsweise nicht möglich sind.
Schnelligkeit, Qualität, Kostenersparnis - 3 Vorteile von Produktkonfiguration
Richtig eingesetzt bringt Produktkonfiguration eine Reihe von Vorteilen mit sich. Zum einen beschleunigen Konfiguratoren den gesamten Prozess vom ersten Kundenkontakt bis hin zur Lieferung des fertigen Produkts, indem sie schnell Angebote generieren und (optimalerweise bereits bei der Bestellung des Produkts) eine präzise Konfiguration liefern, die eine schnelle Bearbeitung der Bestellung erlauben. Zum anderen wirkt sich Konfiguration positiv auf die Qualität der Produkte und der angebotenen Serviceleistungen aus. So kann ein Produktkonfigurator beispielsweise viel mehr mögliche Kombinationen generieren als ein Vertriebsingenieur, sodass aus einer Kombinatorik, die Millionen von Produktvarianten ermöglicht, das am besten für den Kunden passende Produkt ausgewählt wird. Außerdem lassen sich mithilfe von Produktkonfiguration Kosten einsparen: Durch Automatisierung müssen weniger Aufgaben als zuvor von Mitarbeitern übernommen werden und durch eine Optimierung der Prozesse und Lösungen können die Produktionskosten reduziert werden. Dadurch steigt die Skalierbarkeit in der gesamten Wertschöpfungskette und somit die Produktivität des Unternehmens.
Optimal realisiert werden diese drei zentralen Vorteile von Produktkonfiguration, wenn die Konfigurationsprozesse in den verschiedenen Bereichen (Vertrieb, Entwicklung, Lieferkette etc.) miteinander verknüpft sind, sodass nur ein einziger Kontakt mit dem Kunden notwendig ist, um eine Bestellung danach abteilungsübergreifend zu bearbeiten (Erstellung von Stücklisten, Produktions- und Materialplänen etc.). Dieser automatisierte Informationsaustausch zwischen den einzelnen Abteilungen wird als One-Touch Konfiguration (häufig auch als End-to-End Konfiguration) bezeichnet. Durch die Verknüpfung der Konfigurationstätigkeiten in den einzelnen Unternehmensbereichen werden Vorlaufzeiten reduziert, Produktentwicklungszeiten verkürzt und interne Prozesse optimiert.
Leseempfehlung: In unserem Blog-Artikel “So gelingt end-to-end Produktkonfiguration“ lesen Sie, wie eine modulare BoM Komplexität reduziert und Produktkonfiguration vereinfacht.
Produktkonfiguration als Basis für eine kundenindividuelle Massenproduktion
In unserem Blog-Artikel haben wir Ihnen Überblick über das breit gefächerte Thema Produktkonfiguration gegeben. Dabei haben wir gesehen, dass Produktkonfiguration je nach Geschäftsmodell unterschiedlich im Unternehmen eingesetzt werden kann (Stücklistengenerierung, Unterstützung im Vertrieb etc.) und dass für erfolgreiche Produktkonfiguration gleichermaßen das Produktdesign, die Struktur der Lieferkette und die relevanten IT-Systeme berücksichtigt werden müssen.
Eine modulare und konfigurierbare Produktplattform ist die Grundlage für eine kundenindividuelle Massenproduktion in konfigurations- und projektorientierten Unternehmen. Ganz gleich, ob Sie mit einem CPQ-System ihre Angebotserstellung optimieren, per Konfigurator ihre Stücklisten generieren wollen oder eine End-to-End Produktkonfiguration anstreben. Ein modulares Baukastensystem ist die einzige Möglichkeit, echte Konfigurierbarkeit zu ermöglichen und gleichzeitig die interne Komplexität zu verringern. Seit dessen Einführung um die Jahrtausendwende hat das Konzept der kundenindividuellen Massenproduktion immer weiter an Bedeutung gewonnen für Unternehmen, die auf dem Markt erfolgreich bleiben wollen und gleichzeitig die Produktivität durch verminderte interne Komplexität steigern möchten Der Einsatz von Produktkonfiguratoren im Kontext von Industrie 4.0 steigt zunehmend weiter an.
Wie zuvor erläutert, steht eine Vielzahl verschiedener Softwarelösungen zur Auswahl, die Unternehmen bei der Konfiguration ihrer Produkte unterstützen. Selbst Unternehmen mit Konfigurationserfahrung tun sich jedoch manchmal schwer, das für sie passende Tool zu finden. Laden Sie sich hier unsere kostenlose Anleitung herunter, wie Sie bei der Auswahl eines Produktkonfigurators am besten vorgehen.
Autor
Ingo Bögemann
Senior Consultant
ingo.bogemann@modularmanagement.com
LinkedIn