Durch Reduktion der technischen Variantenvielfalt können Sie die Komplexitätskosten erheblich reduzieren. Dieser Blogartikel zeigt die Zusammenhänge auf und stellt eine Anleitung zur Verfügung, mit der Sie die Variantenoptimierung für Ihren modularen Baukasten angehen können.
In Zeiten voranschreitender Globalisierung gilt es, sich gegen zahlreiche Wettbewerber durchzusetzen und neue Märkte zu erschließen. Dies kann nur mit neuen und immer kundenindividuelleren Produkten gelingen.
Die immer weiter steigende Anzahl an Varianten für den Kunden führt häufig zu einem wachsenden Berg an technischen Lösungsvarianten. Immer neue technische Lösungen kosten Zeit und Geld. Um konkurrenzfähig zu bleiben, bedarf es der nötigen Entwicklungsstrategie.
Variantenreduktion mithilfe eines modularen Baukastens ermöglicht die Reduktion von Entwicklungskosten und die Verringerung von Entwicklungszeiten, während dem Kunden eine Vielzahl an individuellen Varianten angeboten werden.
Leseempfehlung: Was wollen Ihre Kunden wirklich? Diese Frage muss beantwortet werden, bevor ein erfolgreicher Baukasten entwickelt werden kann. Lesen Sie hier, wie das mit einer Marktsegmentierung anhand des Kundenbedarfs gelingt.
Es ist eine große Herausforderung für Unternehmen und Wissenschaft die Komplexitätskosten zu beziffern. Die Kosten also, die sich durch die Entwicklung zusätzlicher Teilevarianten ergeben. Dies hat verschiedene Gründe.
Die Kosten durch zusätzliche Varianten entstehen in verschiedenen Abteilungen: Die Entwicklung muss zusätzliche Zeichnungen erstellen, die Fertigung braucht neue Werkzeuge, die Logistik muss mehr Lagerkapazitäten vorhalten.
Der zeitliche Abstand zwischen Ursache und Auftreten von zusätzlichen Kosten erschwert die Beurteilung weiter. So führen beispielsweise zukünftige Änderungen durch neue gesetzliche Bestimmung zu Änderungskosten für jede in der Vergangenheit entwickelte Variante.
Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Aspekt von Komplexitätskosten ist die Kostenremanenz. Das heißt, sind Komplexitätskosten erst einmal entstanden, so bleiben diese auch dann erhalten, wenn die entsprechenden Varianten vom Markt genommen werden. Denn verkaufte Produkte müssen weiterhin gewartet und mit Ersatzteilen versorgt werden.
Mit modularen Baukästen ist eine Reduktion der Variantenvielfalt von 50 Prozent und mehr möglich. Aber wie wirkt sich diese Variantenreduktion auf die Komplexitätskosten aus?
Aus der Reduktion der technischen Varianten lassen sich Reduktionen der direkten, wie auch der indirekten Kosten ableiten. Ein Beispiel für die Reduktion direkter Kosten sind Skaleneffekte durch größere Stückzahlen pro Komponente, die aus der Reduktion der technischen Varianz resultieren. In der Produktion wirken sich größere Stückzahlen durch eine Verringerung der Rüstkosten und eine bessere Maschinenauslastung positiv auf die direkten Kosten aus.
Die folgende Grafik illustriert den Zusammenhang von Stückzahlen und Stückkosten:
Eine Reduktion der technischen Variantenvielfalt führt aber auch zu einer Reduktion der indirekten Kosten. Viele Tätigkeiten skalieren im Aufwand mit der Anzahl der zu bearbeitenden Varianten. In der Entwicklung verringert sich beispielsweise der Aufwand bei der Erstellung von Zeichnungen, beim Umsetzen von Änderungen und bei der Erstellung von Testberichten proportional mit der Anzahl der Varianten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Variantenvielfalt und die Reduktion von Teilevarianten ein gutes Maß für die assoziierten Kostenersparnisse sind.
Um die notwendige Untersützung von ganz oben für ein Modularisierungsprojekt zu sichern bedarf es aber eines validen Business-Case. Es gilt also, vorab zu quantifizieren, was Potenzilale für Kostenreduktion und für Umsatzwachstum sind. Dies gelingt mit einer systematischen Potenzialanalyse.
Leseempfehlung: Erfahren Sie unserem weiterführenden Artikel zu dem Thema, wie Sie den finanziellen Impact eines modularen Baukastens berechnen können.
Der Markt fordert eine Vielzahl kundenindividueller Produktvarianten. Gleichzeitig soll die technische Variantenvielfalt reduziert werden. Dies ist nur möglich, wenn es gelingt, die technischen Lösungen möglichst stark von den varianten Kundenwünschen zu entkoppeln.
Man spricht bei den Kundenwünschen von den kundenrelevanten Eigenschaften des Produkts, bei denen der Kunde verschiedene Auswahlmöglichkeiten hat. Bei der im Bild oben gezeigten Kaffeemaschine können das beispielsweise die Bedienung, die Milchzubereitung und die Kaffeebohnenbehälter sein. Ist nun ein Bauteil abhängig von diesen drei Eigenschaften, multiplizieren sich die Auswahlmöglichkeiten des Kunden zu Teilevarianten:
2 Bedienkonzepte x 3 Arten der Milchzubereitung x 2 Kaffebohnenbehälter =
12 Teilevarianten
Die gezeigte Grafik illustriert ein Produkt, bei dem die Bauteile auf vielfältige Weise von den Kundeneigenschaften abhängen:
Man spricht hier von einem Multiplikationseffekt. Bei der Variantenoptimierung ist es das Ziel, durch konstruktive Anpassungen von Bauteilen die Kundeneigenschaften zu entkoppeln und so einen großen Anteil der Variantenvielfalt einzusparen.
Das Vorgehen bei der Variantenoptimierung eines modularen Baukastens ist in vier Schritte aufgeteilt, die die unten gezeigten Grafik schematisch darstellt. Dabei sind die Analyse des Portfolios und die Zerlegung des Produkts in Module vorbereitende Tätigkeiten, deren Ergebnisse bei der Variantenoptimierung genutzt werden.
Im ersten Schritt wird die externe Vielfalt analysiert. Hierbei wird das Portfolio systematisch strukturiert und die kundenrelevanten Eigenschaften, anhand derer der Kunde sein Produkt wählt, identifiziert.
Im zweiten Schritt wird die interne Vielfalt analysiert. Hierbei wird ermittelt, welche Teilevarianten aktuell zur Bereitstellung des Portfolios existieren und in welchen Produktvarianten welche Teile eingesetzt werden. Ergebnis ist auch hier eine Referenz für die Teilevarianten, die in den folgenden Schritten reduziert werden.
Im dritten Schritt, der Variantenanalyse, wird ermittelt, welche Abhängigkeiten zwischen Teilevarianten und Kundeneigenschaften bestehen. So wird die notwendige Transparenz geschaffen, um Varianten zu reduzieren.
Im finalen Schritt, der Variantenoptimierung, werden Konzepte entwickelt, um Kundeneigenschaften und Bauteile zu entkoppeln und um so die Variantenvielfalt der Teile zu reduzieren.
Auf die Art ergibt sich ein Produkt, bei dem die Bauteile so weit wie möglich von den Eigenschaften entkoppelt sind. Dies ermöglicht eine schnellere und kostengünstigere Entwicklung von Produktvarianten.
Wie gezeigt, ist die Reduktion der technischen Variantenvielfalt ein Schlüssel dazu, die Komplexitätskosten zu reduzieren und schneller neue Produktvarianten auf den Markt zu bringen. Hierzu kann das methodische Vorgehen in vier Schritten verwendet werden.
Damit Sie die herausfordernde Aufgabe der Variantenoptimierung in Angriff nehmen können, haben wir für Sie eine Anleitung zusammengestellt, die Sie im Detail durch diese vier Schritte führt und zeigt, wie Sie sie auf Ihr Produkt anwenden.