Laut einer Studie des VDMA sind Baukastenstrukturen in den Organisationen weit verbreitet und werden von 88% der Befragten bereits angewendet. Die Ziele sind die Reduktion von Entwicklungszeiten und die Senkung der Entwicklungskosten, während Sie Ihren Kunden trotzdem mehr Produktvarianten als vorher anbieten können.
In unserem Video erfahren Sie, wie Sie einen modularen Baukasten für Ihre Organisation in 5 Schritten zügig entwickeln.
1. Gemeinsame Ziele und Intention definieren - in der Theorie einfacher als in der Praxis
Leseempfehlung: Für den Erfolg eines Modularisierungsprojektes ist vor allem die Unterstützung von "ganz oben" wichtig, hierfür Bedarf es eines validen Business-Case. Lesen Sie hier, wie Sie mit einer Potentialanalyse vorab die Kostenreduktion und das Umsatzwachstu quantifizieren können.
2. Kein effizientes Baukastenprinzip ohne das zukünftige Portfolio zu kennen
Eine strategische Portfolioanalyse Ihrer zukünftig angebotenen Produkte ist die Voraussetzung für die effiziente Entwicklung einer modularen Produktarchitektur. So sollen beispielsweise keine Aufwände bei der Standardisierung von Produktkomponenten entstehen, die schon morgen nicht mehr vom Markt gefordert werden.
Ein Erfolgsfaktor für die erfolgreiche Entwicklung von modularen Produkten ist also das identifizieren von Exoten und Sonderlösungen, welche nicht im Fokus der späteren Baukastenentwicklung sind.
Für die spätere Entscheidung, wie viele Varianten einer bestimmten Komponente in Ihrem Baukasten entwickelt werden müssen, ist die Rückkopplung zu antizipierten Stückzahlen Ihrer Produkte der Zukunft enorm wichtig. Neben den Stückzahlen sind Umsatz und Margen der entsprechenden Produktvarianten später ein entscheidendes Kriterium für die Auswahl der 'richtigen' Komponenten in Ihrem modularen Baukasten.
Die Herausforderung liegt insbesondere bei dem Blick in die Zukunft, welcher immer mit Unsicherheit behaftet ist. Dies kann aber auch einen entscheidenden Vorteil haben. Sollte es Bereiche geben, die mit besonders viel Unsicherheit behaftet sind, können Sie im Modulschnitt entsprechende Komponenten durch Schnittstellen entkoppeln.
So stellen Sie sicher, dass die Auswirkungen der Unsicherheit nur Teile Ihrer Produkte betreffen und Sie im Worst Case nicht den gesamten Baukasten neu entwickeln müssen.
In der Praxis hat sich eine ausführliche Portfolioanalyse zudem als zentrales Kommunikationsmittel zwischen Entwicklung und Sales & Marketing Abteilung bewährt.
3. Der Modulschnitt stellt sicher, dass Sie Ihre Ziele erreichen können
Im wahrsten Sinne des Wortes, wird Ihr Produkt im 3. Schritt durch den Modulschnitt in Module aufgeteilt. Durch die Analyse der Abhängigkeiten Ihrer Komponenten untereinander definieren wir, welche Komponenten zu Modulen zusammengefasst werden können. Dieser Schritt dient insbesondere dazu, Sie bei der Erreichung Ihrer Ziele zu Unterstützen.
Beispielsweise werden Komponenten, die von verschiedenen Kundenwünschen besonders stark betroffen sind, zu einem Modul zusammengefasst und anschließend durch standardisierte Schnittstellen entkoppelt. So können Sie Ihre Entwicklungszeit reduzieren sowie flexibel und schnell auf unterschiedliche Kundenwünsche reagieren, ohne das Rad immer wieder neu zu erfinden.
Abhängig von der Zielstellung und Ihrer Intention, kommen hier unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Je nach Methode und Anwendungsfall können wir z.B. technische, funktionale oder produktstrategische Wechselwirkungen der Komponenten betrachten. In der Praxis macht es häufig Sinn, dass eine Methode nach der Auswahl noch adaptiert wird, um bestmöglich für den Einsatz in Ihrem Unternehmen zu passen.
Der Modulschnitt gibt uns außerdem Rahmen vor, in dem wir anschließend die Komponentenvarianten für den modularen Baukasten optimieren.
4. Den Baukasten variantenoptimiert entwickeln
Nachdem Sie Ihr Produkt in Module zerlegt haben, stellen Sie die Frage, wie viele Varianten der einzelnen Module Sie brauchen, um die in der Portfolioanalyse ermittelten Kundenwünsche möglichst effizient durch einen modularen Baukasten zu erfüllen.
Hierfür analysieren Sie die interne technische Vielfalt innerhalb der Module in Form von Komponenten und verstehen die Abhängigkeit der Kundenwünschen, d.h. die Eigenschaften die Ihr Kunde an Ihrem Produkt differenziert. Darauf aufbauend gilt es ein Konzept zu entwickeln, um diese Abhängigkeiten zu entkoppeln und so die Entwicklung einer modularen Produktfamilie zu ermöglichen.
Entkoppeln heißt in diesem Fall, dass, für den Fall dass Ihr Kunde eine Option Ihres Produktes ändert, der Großteil der Komponenten trotzdem wiederverwendet werden kann. Wichtig ist hierbei, dass Komponenten, die von Ihren Kunden differenzierend wahrgenommen werden, auf keinen Fall standardisiert werden.
Dabei sollten Sie bei der Konzeptentwicklung besonders die in der Portfolioanalyse ermittelten Verkaufszahlen, den Umsatz sowie die Marge der einzelnen Varianten berücksichtigen. Wenn Sie bei der Variantenoptimierung von Anfang an zukünftige Unsicherheiten oder Anforderungen, wie beispielsweise neue Technologien, berücksichtigen, wird Ihre modulare Produktarchitektur robust gegenüber zukünftigen Änderungen sein.
Um zu beurteilen, wie gut die Konzepte sind, messen Sie sich an den zu Anfang definierten Zielen: Wieviel Entwicklungskosten können tatsächlich eingespart werden, wie schnell können neue Produktvarianten konfiguriert werden und wie flexibel ist Ihre Produktentwicklung im Detail? Durch diese Bewertung wählen Sie richtigen Konzepte aus und können diese bei Bedarf kombinieren.
5. Die Herausforderung - Ihre Organisation langfristig dazu befähigen modulare Baukästen zu entwickeln
Modulare Baukästen zu entwickeln ist das Eine. Die mindestens genauso große Herausforderung besteht darin, Ihren modularen Baukasten langfristig in Ihrer Organisation zu etablieren. Denn die Vorgehensweise einer modularen Entwicklung unterscheidet sich grundlegend von der herkömmlichen Produktentwicklung.
Aber wie können Sie nun feststellen, ob Ihre Organisation und deren Prozesse in der aktuellen Form dazu geeignet sind, zukünftig selbstständig modulare Baukästen zu entwickeln und diese langfristig am Leben zu halten? In der Praxis hat es sich bewährt, bereits während der vorherigen Schritte die Interaktionen der Organisation im Rahmen der Modularisierung zu beobachten und mit Ihrer Pilotgruppe zu diskutieren.
Nur so verfügen Sie abschließend über ein wirklichkeitsgetreues Bild und wissen, an welchen Stellen Ihre Organisation und Prozesse sinnvoll adaptiert werden sollten. Hierbei ist vor allem wichtig, dass Sie die Besonderheiten Ihrer Organisation berücksichtigen und nicht einfach Vorgehensweisen übernehmen, die vielleicht in anderen Organisationen erfolgreich waren.
Fazit: In 5 Schritten von der gemeinsamen Intention zum modularen Baukasten, der von Ihrer Organisation gelebt wird.
Damit Ihr modularer Baukasten zügig entwickelt wird und Sie schnell von den Vorteilen der Modularität profitieren, definieren Sie ein gemeinsames Zielbild welches zu Ihrem Unternehmen passt und von Ihren Mitarbeitern getragen wird.
Nutzen Sie die Portfolioanalyse bewusst als Kommuniaktionsmittel und Roadmap für die Produktvarianten Ihres Baukasten. Modulare Produkte nach dem Baukastenprinzip sind dann besonders effizient, wenn Ihre definierten Ziele durch den Modulschnitt reflektiert werden.
Wenn Ihr Baukasten wirklich variantenoptimiert entwickelt werden soll, berücksichtigen Sie bei der Auslegung Ihrer Module unbedingt die ermittelten Kenngrößen bzgl. Stückzahlen, Umsatz und Marge aus der Portfolioanalyse. Bauteile, die Ihr Kunde differenziert, dürfen im Rahmen der variantenoptimierten Baukastenentwicklung auf keinen Fall standardisiert werden.
Wenn Sie im Rahmen der Entwicklung eine auf die Bedürfnisse Ihrer Organisation und Mitarbeiter zugeschnittene Vorgehensweise auswählen, haben Sie die ersten Schritte zur erfolgreichen Baukastenentwicklung gemacht.
Langfristig erfolgreich wird Ihr Baukastensystem allerdings nur sein, wenn Ihre Organisation im Rahmen der Baukastenentwicklung die Grundprinzipien der modularen Produktentwicklung verinnerlicht hat und diese langfristig organisatorisch verankert werden.
Zu dieser organisatorischen Verankerung gehört die Anpassung der Produktstruktur. Denn um bei immer kleineren Losgrößen und kürzeren Produktlebenszyklen wirtschaftlich erfolgreich zu entwickeln und zu produzieren, muss auch die Architektur zukünftiger Produkte modular sein.
Sie interessieren sich dafür, welche Herausforderungen andere Unternehmen beim Entwickeln modularer Baukästen überwinden mussten, lesen Sie hier unseren Case aus dem Maschinen- und Anlagenbau.